190 km von Perth entfernt befindet sich der Nambung Nationalpark. In der Nähe der westaustralischen Stadt Cervantes, ist er bekannt für wunderschöne Strände am Kangaroo Point und an der Hangover Bay, und für die beliebten Pinnacles. Wieso sich der Besuch besonders vor und während des Sonnenaufgangs lohnt und welches persönliche Erkenntnis dieser Besuch ebenfalls mit sich brachte, erzähle ich euch jetzt.
Wissenswerte Informationen:
Anfahrt: Von Perth dauert es etwa 2,5 Stunden bis man den Nationalpark erreicht. Die 200km legt man entweder an einem Stück zurück oder man stoppt in Cervantes, um dort die berühmten Fischspezialitäten zu probieren.
Dauer: Wenn man sich für einen Tagesausflug entscheidet, sollte man früh aufbrechen, um den Tag bestmöglich vor Ort nutzen zu können. Ich empfehle allerdings eine Übernachtung, um in den Genuss eines Sonnenaufgangs oder -untergangs in den Pinnacles zu kommen. Außerdem verteilen sich so die 5 Stunden Fahrt bequem auf zwei Tage.
Eintritt: Der Eintritt beläuft sich wie für alle Nationalparks auf 13$.
Übernachtung: Wir haben in der Lobster Lodge übernachtet. Einem wirklich sehr einfachen Hostel, welches aber in unmittelbarer Nähe zum Nambung Nationalpark liegt und somit der ideale Ausgangspunkt ist, um noch vor Sonnenaufgang aufzubrechen. Als Backpacker handelt es sich hierbei um eine super Unterkunft, für alle anderen heißt es eine Nacht lang über das ein oder andere Übel hinwegsehen.
Kangaroo Point am Abend zuvor
Als wir am Abend nach Ankunft in Cervantes den Strand namens Kangaroo Point besuchten, hatten wir das große Glück ihn menschenleer vorzufinden. Die gesamten 2 Stunden die wir dort verweilten, entspannten und der Sonne dabei zusahen, wie sie langsam ihren Weg hinter den Horizont fand, störte uns keine Menschenseele. Für mich ist es immer wieder beeindruckend, dass sich trotz Hauptreisezeit solch einsame Momente erleben lassen. Die Größe dieses Landes ist besonders als Europäer nur schwer greifbar.
Während sich die gesamte Szenerie zunehmend in die schönsten Rot-, Orange- und Gelbtöne tauchte und wir tief versunken waren in Gespräche über den Sinn und Unsinn des Lebens, hätte es kaum idyllischer werden können. Australien schaffte es trotzdem wieder einmal auch diese Situation noch zu toppen. Seinem Namen entsprechend bekamen wir am Kangaroo Point nun doch noch Gesellschaft. Das Rascheln in den Büschen hinter dem Sandstrand gewann unsere Aufmerksamkeit und da saß es auch schon, das größte Känguru, welches ich bis dato in Australien zu Gesicht bekommen hatte. Und das in freier Wildbahn. Dieses Maß an Aufregung machte müde. Zudem wussten wir bereits, dass es am kommenden Morgen früh rausginge, weshalb wir uns dazu entschieden, so früh wie möglich unsere Betten aufzusuchen.
Sonnenaufgang in den Pinnacles
Nach einer äußerst kurzen und nur mäßig erholsamen Nacht klingelte der Wecker irgendwann zwischen 4 und 5 Uhr am nächsten Morgen. Nach einer mehrere Sekunden andauernden Orientierungsphase wusste ich auch wieder, wo ich mich befand und bewegte mich aus dem Stockbett des Hostels. Ich meine mich zu erinnern, dass es schwarzen Kaffee zum Wachwerden gab. Diese Erinnerung kann allerdings auch meinem Wunschdenken an diesem Morgen entsprungen sein. Jedenfalls empfehle ich euch diesen für Tage, die zu solch unangenehmen Uhrzeiten beginnen.
Durch die ideale Lage des Hostels dauerte es nur wenige Fahrminuten bis wir uns inmitten der Wüstenlandschaft des Nambung Nationalparks befanden. Dort warteten wir auf baldiges Aufgehen der Sonne und somit hoffentlich auch wärmere Temperaturen. Viel konnte man zu diesem Zeitpunkt nicht erkennen, weshalb ich umso gespannter auf das Bild bei Sonnenaufgang war, was mir andere Reisende bereits angepriesen hatten.
Einige Minuten und ein wenig Gefröstel später war es dann soweit und der Horizont färbte sich langsam gelb-orange-rot. Mit jedem Meter, den die Sonne anstiegt, veränderte sich das Bild, was die Kalksteine auf orangenem Boden uns boten. Die ewig langen Schatten wurden allmählich kürzer und die gesamte Kulisse wurde in ein Spektrum der schönsten warmen Töne getaucht.
Guten Morgen Westaustralien – guten Morgen Jetzt & Hier
Und genau in diesem Moment war ich das erste Mal seit einer gefühlten Ewigkeit gänzlich im Hier und Jetzt. Durch ständiges online und erreichbar sein, durch die damit einhergehende ständige Reizüberflutung, Werbebeschallung und dem dauerhaften unrealistischen Vergleich mit allem, was man dort so sieht, hatte ich komplett vergessen, wie es sich eigentlich anfühlt – so ganz losgelöst von allem einfach den Moment zu genießen.
Und auch wenn mir das rational betrachtet alles bewusst ist, passieren die eben genannten Dinge pausenlos unbewusst, wenn man sich diesen Reizen so viele Stunden täglich aussetzt. Natürlich ist das Bewusstsein ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, aber dennoch für mich auf keinen Fall ausreichend. Das hat mir dieser Moment – oder besser gesagt die Reflexion des Moments im Nachhinein – gezeigt. Dass ich dafür extra ans andere Ende der Welt fliegen, mitten in der Nacht aufstehen und mich inmitten einer Felswüste befinden musste, ist eigentlich traurig.
Trotzdem besser hier als gar nicht und besser früher als später und von jetzt an möglichst bewusst, nicht aus Langeweile oder zur Ablenkung.
Und auch auf Reisen geht es mal ohne Handy, ohne Kamera, ohne Reden, ohne Begleitung, einfach nur für den Moment. Eigentlich ziemlich offensichtlich, aber für mich – und aus zahlreichen Gesprächen weiß ich, dass es vielen anderen auch so geht – ist es immer wieder hilfreich, sich diese Tatsache ins Gedächtnis zu rufen und bewusst zu machen.
Vielleicht dienen euch meine Worte ja als kleine Erinnerung für die nächste Reise oder euren Ausflug zu den Pinnacles.