Wer bist du und was machst du?

Hallo, ich bin Caro, 25 Jahre alt und studiere Wirtschaftswissenschaften im sechsten Semester an der HSD in Düsseldorf.

Erzähle uns kurz von dem Land/der Stadt in der du gelebt hast!

Ich habe letztes Jahr von September bis Dezember in Trondheim gelebt und studiert. Trondheim ist die drittgrößte Stadt Norwegens und liegt direkt an einem Fjord. Von den ca. 183.000 Einwohnern sind 30.000 Studenten, es ist also eine sehr junge und lebendige Stadt, die einem extrem viele Freizeitmöglichkeiten bietet.

Warum hast du dir das Leben in Norwegen ausgesucht?

Dass ich nach Norwegen gegangen bin war eher ein Zufall. Eigentlich wollte ich gerne nach Schweden. Dort gab es allerdings keine Partnerhochschule. Mir war es aber wichtig, in ein skandinavisches Land zu gehen, da ich einige Freunde habe, die immer ganz begeistert vom hohen Norden schwärmen und ich jetzt unbedingt selbst mal hin wollte. Trondheim war eine der Alternativen und zum Glück war auch gerade ein Student von meiner Hochschule da, bei dem ich mich informieren konnte und der mir direkt einen ausführliche Bericht und Fotos geschickt hat… und dann war meine Entscheidung ziemlich schnell getroffen.

Norwegen

Wie waren deine ersten Eindrücke und Erfahrungen? Gab es Überraschungen?

Ich habe mich von der ersten Sekunde an in Norwegen verliebt. Dieses Land hat meine Erwartungen in allen Punkten übertroffen. Einer meiner ersten Eindrücke war, dass alle Menschen extrem entspannt und zuvorkommend sind. Das Wetter war gut, die Tage lang, die Menschen blond und braungebrannt, mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Jeder, selbst die älteren Menschen, sprechen perfektes Englisch, einige sogar Deutsch. Die Stadt ist wunderschön, nicht zu groß aber auch nicht zu klein. Überall stehen die typisch skandinavischen bunten Holzhäuser und in der Stadt findet man viele gemütliche Restaurants und Cafes. Der Campus hat mich direkt positiv überrascht, denn er war niegelnagelneu (6 Monate alt) und sehr modern und offen eingerichtet. Also ja, es gab viele Überraschungen, aber alle waren positiv.

Hat es lange gedauert bis du dich eingelebt hast? Fiel es leicht, sich zu integrieren?

Dadurch, dass ich mich sofort wohl gefühlt habe, fiel es mir überraschend leicht mich einzuleben. Meine Mutter ist mit mir hingeflogen und nachdem wir halb IKEA leer gekauft und mein Zimmer eingerichtet hatten, hatte ich auch ein schönes Plätzchen für die kälteren und kürzeren Tage, die auf mich zukommen würden. Integrieren konnte ich mich auch sofort, da mit mir zusammen ca. 50 andere Internationals angefangen haben an der HiST zu studieren. Die meisten von ihnen kamen aus Frankreich und Deutschland. Wir hatten fast alle Kurse zusammen und teilten uns die 4-Zimmer-Wohnungen im Studentendorf Moholt. Alle waren also in der gleichen Situation und so war man nie alleine. Auch der Anschluss zu Norwegern fiel mir leicht, da ich im Uniteam Handball gespielt habe.

Wie sind die Menschen dort?

Wie schon erwähnt sind die Menschen in Norwegen extrem freundlich und hilfsbereit. Ich finde die Deutschen könnten sich von der Offenheit ruhig mal eine Scheibe abschneiden. Eine Eigenschaft hat mich besonders überrascht, die ich so gar nicht aus Deutschland kannte und das war: Vertrauen. Die Norweger haben ein unfassbares Vertrauen in ihre Mitmenschen und sehen nur das Gute in Jedem. Zum Beispiel wurden wir schief angeschaut als wir unsere Laptops und Handys nicht auf dem Tisch in der Bib haben stehen lassen, wenn wir in die Mensa gegangen sind. Alles wird einfach liegen gelassen, nichts wird geklaut. Selbst das Unibüdchen, das alle Bücher (ein Buch 120€!) vorrätig hatte, wurde nach Ladenschluss einfach mit einem Absperrbändchen umstellt.

Hatte man mal zu wenig Geld dabei – kein Problem, zahlst Du einfach morgen bei meinem Kollegen. Und das funktioniert auch, weil es keiner ausnutzt.

Hast du irgendwas gemacht, was du dir nie erträumt hättest?

Ja, ich war Hochseeangeln. Für mich war das ein tolles Erlebnis. Wir waren den ganzen Tag auf dem Meer und haben geangelt. Ich habe meinen eigenen Fisch rausgezogen, ausgenommen und am Abend gegrillt und gegessen. Es hat mich zwar echt Überwindung gekostet aber noch nie in meinem Leben hat mir ein Fisch so gut geschmeckt.

Was war der schönste Moment?

Da gab es viele, viele, viele. Aber die magischsten Momente waren immer jene, in denen wir nachts im Schnee standen und den Nordlichtern zugeschaut haben. Am schönsten war es in Tromsø.

Dort haben wir auch Orcas und Buckelwale in freier Natur beobachten können und eine Schlittenhundtour gemacht.

Norwegen

Und der Schlechteste?

Ungelogen und ganz ehrlich – es gab keinen. Doch, als die erste meiner Mitbewohnerinnen ausgezogen ist. Und der Moment an der Kasse im Supermarkt, dazu später mehr.

Welche Stadtteile sind lebenswert und warum?

Trondheim ist ja ein etwas kleines Städtchen aber extrem schön ist die Altstadt mit den bunten Häusern am Fluss. Dort sieht es aus wie in Bullerbü. Kleine Straßencafes, bunte Blumen, Kopfsteinpflaster und viele, junge Familien. Ein ganz besonderes Plätzchen! Ich hab es leider nicht selbst hingeschafft, aber ich habe gehört, dass Bergen (weiter im Süden) auch eine sehr, sehr schöne Stadt sein soll.

Was ist das durchschnittliche Budget pro Monat für ein Leben in Norwegen?

Kommen wir zum einzigen Nachteil… Leben in Norwegen ist leider sehr teuer. Ich habe monatlich 1000€ ausgegeben und ich habe das Geld wirklich nicht auf den Kopf gehauen. Für Miete habe ich ca. 400€ gezahlt und das Essen war sehr teuer (allerdings nur für diejenigen die nicht in Norwegen arbeiten. Denn wenn man norwegische Kronen verdient, hat man in Norwegen die niedrigsten Lebensmittelkosten in ganz Europa. Man verdient dort sehr gut!) Kleiner Einkauf mit Milch, Obst, Butter, Wurst und Nudeln war nie unter 20€. Ein Sixpack Bier kostet ca. 25€. Am Anfang habe ich mich oft darüber geärgert, dass die Lebensmittel so teuer sind, aber mit der Zeit bekommt man raus, in welchen Supermärkten man am besten was einkaufen kann. Außerdem haben wir dann oft zusammen eingekauft und gekocht. Also hatte es auch was Gutes.

Könntest du dir vorstellen zurückzugehen oder dort zu leben?

JA. Auf jeden Fall! Hätte ich meinen Freund, meine Familie und meine Freunde für immer hinholen können, hätte es für mich keinen Grund mehr gegeben wieder nach Hause zu kommen (und ich bin eigentlich ein richtiges Heimchen).

Welches ist dein schönstes Souvenir?

Mein supertoller, warmer, handgemachter, roter Norwegerpulli! Er kratzt zwar ein wenig aber dafür hält er richtig warm und sieht super aus. Deswegen kann ich über das Kratzen hinwegsehen.

Insider-Tipps:

In Trondheim solltet ihr auf jeden Fall:

  1. Eine Pizza im Tyholt Tower essen gehen. Er ist 120 Meter hoch und oben ist ein Restaurant welches sich innerhalb von 45 Minuten einmal rundherum dreht. Unter der Woche ist jeder Tag bis 18 Uhr all you can eat für 100 Kronen, ca. 12 €.
    (http://www.egon.no/restauranter/tarnet)
  2. Einen Kaffe in der kaffeebrenneriet trinken. Am besten in der in der Altstadt.
    (http://kaffebrenneriet.no/butikker/butikk/nedre-bakklandet)
  3. An die Gammler Brücke in der Altstadt in die Sonne setzten und einen Muffin essen.
  4. Einmal einen der Gottesdienste im Nidarosdom besuchen. Nicht unbedingt nur weil man gläubig ist, sondern um die Atmosphäre zu genießen, die bunten Glasfenster zu bestaunen, dem absolut tollem Kirchenchor zu lauschen und um einfach mal zur Ruhe zu kommen. (http://www.visitnorway.com/de/reiseziele/trondelag/trondheim/unterhaltung-und-kultur-in-trondheim/sehenswurdigkeiten-in-trondheim/der-nidarosdom/)Norwegen

In Norwegen solltet ihr auf jeden Fall:

  1. Eine Nacht in einer Hytta verbracht haben.
  2. Ein paar Tage auf den Lofoten einplanen und Wanderschuhe einpacken.
  3. Im Winter nach Tromsø fahren, Wale in freier Wildbahn bestaunen und eine Schlittenhundtour machen.
    (http://www.activetromso.no/)
  4. Euch für 1 Uhr nachts den Wecker stellen um nachzusehen, ob ihr Nordlichter sehen könnt.

Zum Schluss noch ein kleiner Tipp: Eine Mitstudentin von mir hat einmal dieses Video hier von Norwegen gepostet. Ich liebe es und all diese Aufnahmen sind Situationen und Eindrücke, die man nicht zu bestimmten Zeiten sondern jeden Tag in Norwegen sehen kann und die ich auch selbst so erlebt habe.

Norwegen
Vielen Dank Caro!!