Eine der schönsten Erfahrungen während meiner Zeit in Kanada war das Fahren eines eigenen Hundeschlittens in Yukon. 4 Hunde, ein Schlitten, unendliche kanadische Landschaften, Minustemperaturen im Zelt, Lagerfeuer, 2 kleine Unfälle – alles zusammen ein unvergessliches und außergewöhnliches Erlebnis.
Wir starteten unsere Tour früh morgens vom Haus unserer Guides Luke. Etwas mehr als eine Autostunde von Whitehorse entfernt lebt Luke mit seiner Familie, 37 Hunden, einigen Pferden, Hühnern, Schweinen und wahrscheinlich noch einigem anderen Getier inmitten von eigentlich nichts. Die wenigen Nachbarn leben einige Autominuten entfernt und nur ein kleiner verschneiter Pfad führt zu seinem Grundstück. Bellende und tobende Hunde begrüßten uns schon von weitem und schienen zu spüren, dass es bald losging. Nach einer herzlichen Begrüßung durch Luke und seine Familie, schlüpften wir in Minustemperatur geeignete Kleidung und ließen uns kurz den Hof zeigen.
Kurze Zeit später spannten wir unsere Hunde vor die Schlitten, packten unsere Sachen für eine Nacht Wintercampen zusammen und brachen auf. Die Hunde waren wie schon beim ersten Mal Hundeschlittenfahren in Quebec völlig aufgeregt und bellten wild durcheinander. Jeder von uns hatte seinen eigenen Schlitten mit 4-8 Hunden. Und auch, wenn Lukes Tochter mich mehrmals darauf hinwies, dass sie Hunde Vollgas geben würden und der erste Teil der Strecke viele Kurven bereithielt, war ich nicht sicher, diese Tour zu überleben, als sie die Kordel, die meinen Schlitten hielt, löste. Jegliche Kälte war vergessen und alles was mich beschäftigte war, mich irgendwie an dem Schlitten festzuklammern und nicht in den Kurven umzukippen. Wie versprochen war der schlimmste Teil aber bald überwunden, ich hatte überlebt und so ließen wir uns Kilometer für Kilometer weiter in das menschenleere Gebiet irgendwo in Yukon ziehen. Durch dunkle Tannenwälder, über zugefrorene Seen und immer die fleißigen Vierbeiner im Blick, welche sofort verstummt waren, als die Tour endlich auch für sie begann.
Nach einigen Stunden hielten wir an einer Stelle mit wunderschönem Ausblick über einen zugefrorenen See und luden die Sachen für unser Nachtlager ab. Etwas verunsichert darüber, all unsere Sachen irgendwo unbeaufsichtigt liegen zu lassen, versicherte Luke uns, dass dies so üblich sei und die Bewohner Yukons sich gegenseitig respektieren und sich niemals am Hab und Gut eines anderen vergreifen würden. Beruhigt über diese Aussage, starteten wir weitere 1-2 Stunden mit den Hunden ins Unterholz.
Dieser Teil der Tour stellte sich als der mit Abstand anstrengendste und schwierigste heraus. Erst ging es steil bergab sodass ich mich mit meinem gesamten Gewicht auf die Bremse stellen musste, damit sie sich rutschend in den Schnee bohren konnte und den Schlitten so aufhielt, nicht in die davor laufenden Hunde zu preschen. Nach kurzer Verschnaufpause, die wir während der Fahrt auf einem anderen zugefrorenen See hatten, ging es durch hügeliges, eng bewachsenes Gelände. Ich gab mein Bestes, mich wie von Luke erklärt in die entgegengesetzte Richtung zu lehnen und zu bremsen, sobald es wieder in die engen Kurven ging, doch dies schien nicht zu reichen. Wenige Sekunden später konnte ich meinen Schlitten nicht mehr halten und lag auch schon im metertiefen Schnee abseits des Pfads. Meine Hunde waren ein tolles Team und sie stoppten sofort nachdem ich stürzte. Kurz von dem Schreck erholt, mich selbst wieder ausgegraben, den Schlitten wieder aufgerichtet und die Hunde gelobt, fuhren wir mit der Fahrt fort. Es dauerte ungelogen keine 5 Minuten und ich lag schon wieder. Auch wenn mir nichts passiert ist, hatte ich jetzt definitiv die Lust für diesen Tag verloren und mehr und mehr Respekt vor der Route, die wir fuhren. Nachdem ich meine Bedenken äußerte wählten wir einen „einfacheren“ Weg zurück zum Lager und dies erreichten wir auch ohne weitere Unfälle oder andere Zwischenfälle.
Wir machten Feuer, versorgten die Hunde, sammelten Tannenzweige, die als wärmende Unterlage im Zelt dienen sollten und brachten den Holzofen in unserem Zelt zum laufen. Wie die Pfadfinder erhitzten wir unser Abendessen auf dem Lagerfeuer, erzählten uns Geschichten, bewunderten den Sternenhimmel und gingen gegen Mitternacht zu Zelt. Dieses war durch den Ofen dermaßen aufgewärmt, dass wir fast ins Schwitzen kamen. Zuvor von Luke belehrt, dass wir etwa alle 1,5 Stunden nachheizen müssten, schliefen wir trotzdem ohne Wecker ein. Nach etwa 3-4 Stunden wachten wir auf. Das Feuer aus, das Zelt komplett runtergekühlt und nach einer Stunde vergeblichem Versuch den Ofen wieder ans Laufen zu bekommen, gaben wir auf und froren so bis zum nächsten Morgen – schlafen unmöglich!! Trotz der unfassbaren Kälte, war die Nacht im Zelt eine tolle Erfahrung. Hätten wir auf unseren weisen Guide gehört, wäre es sogar bis zum nächsten Morgen richtig gemütlich gewesen.
Am nächsten Tag packten wir nach einem ausgiebigem Frühstück, leckrem heißen Kaffee und kühlem Frischmachen im Schnee alles zusammen, spannten die Hunde vor die Schlitten und brachen auf. Nach einigen Stunden durch wunderschöne kanadische Wildnis, inklusive Spuren lesen und kurzen Verschnaufpausen, kamen wir völlig erschöpft an Lukes Haus an. Ich hatte Muskelkater in Armen und Beinen, war völlig übermüdet und war heilfroh, dass wir heil zurück waren. Dadurch, dass man „nur“ auf dem Schlitten steht und sich ziehen lässt, neigt man doch dazu die körperliche Anstrengung beim Hundeschlittenfahren zu unterschätzen.
Und so ging ein weiteres unvergessliches und wunderschönes Erlebnis in Kanada zu Ende – Hundeschlittenfahren in Yukon!!
Meine Kanada Ausrüstung:
Meine knallrote Skihose von The North Face
Dicke wasserdichte Handschuhe von The North Face
Die wärmsten Schuhe der Welt: Sorel Caribou Boots
Ständiger Begleiter von enormer Bedeutung: The HEAT company Handwärmer