Viele Menschen kommen mit einer der bekannten Billigairlines am kleinen Flughafen von Bergamo an und reisen weiter in Richtung Mailand oder zu anderen Orten Norditaliens. Auch ich tat es ihnen gleich, indem ich mich unmittelbar vom Flughafen mit dem Bus auf den Weg nach Mailand machte. Allerdings plante ich bewusst meinen Rückflug so, dass ich einen Tag in Bergamo verbringen konnte bevor es zurück in die Heimat ging. Und es war die beste Entscheidung, denn die wenigen Stunden in Bergamo entpuppten sich als das Highlight des diesigen Italienaufenthalts.
Auf Zeitreise in Bergamo
Nach etwa einer Stunde gemütlicher Bahnfahrt vom Mailänder Hauptbahnhof erreichten wir Bergamo. Dort angekommen fiel mir sofort die ruhige und gelassene Atmosphäre im Kontrast zum Trubel in Mailand auf. Der Bahnhof ist natürlich viel kleiner, es wuseln um ein Vielfaches weniger Menschen umher und auch der Bahnhofsvorplatz wirkte sich eher in einer Art Siestastarre zu befinden. Sehr angenehm. Circa 100m vom Bahnhof entfernt, hinter dem Urban Center befinden sich Schließfächer, in denen ich kurzerhand meinen Koffer verstaute, um meine Erkundungstour anzutreten.
Wenn man von Berühmtheit in dieser kleinen Stadt inmitten der Lombardei sprechen kann, so spricht man unweigerlich von ihrer historischen Altstadt, der Città Alta, die sich auf dem Hügel der Stadt befindet. Auch wenn diese mehr und mehr an Bekanntheit gewinnt und mehr und mehr Touristen ihren Charme zu schätzen lernen, so kann dennoch keinesfalls von einem Touriziel die Rede sein. Viel mehr scheint sich dieser Teil Norditaliens sein authentisches Flair erhalten zu haben.
Eine weitere Besonderheit ist der Transport, mit dem man die Oberstadt Bergamo erreicht, nämlich ein Funikular. Via zwei unterschiedlicher Seilbahnen erreicht man zum einen vom Tal aus den unteren Teil der Altstadt und mit der zweiten den Gipfel des Hügels, auf dem die Altstadt gelegen ist. Zu ersterer Talstation gelangt man vom Bahnhof aus entweder in 20 Minuten zu Fuß oder in 5 Minuten mit dem Bus. Wer an größeren Shoppingtouren interessiert ist, kann vor seiner Altstadterkundungstour noch einen Abstecher auf die Viale Papa Giovanni machen, um dort in den Boutiquen zu stöbern oder das erste Eis zu genießen.
Für weniger als 3€ befindet man sich binnen weniger Minuten mit dem Funicular im unteren Teil der historischen Altstadt von Bergamo und das Staunen kann beginnen:
Gemütliches Flanieren durch die malerischen Gassen,
bummeln in den vielen kleinen Handwerksbetrieben und Boutiquen,
sich durch die kulinarischen Highlights der Region probieren,
abermals das perfekte Postkartenfoto schießen,
pausieren bei italienischem Espresso
oder aber beim Eisessen in der Eisdiele, in der die Eissorte Stracciatella erfunden wurde…
Die besagte Eisdiele heißt La Marianna und befindet sich auf der Largo Colle Aperto 4 ein ganzes Stück weiter oben. Möchte man dorthin gelangen passiert man die imposante Kathedrale Santa Maria Maggiore, das mittelalterliche Rathaus sowie die Universitätsgebäude. Große Restaurantketten oder namenhafte Modelabels sucht man hier – zum Glück – vergebens.
Wenige hundert Meter weiter befindet sich die zweite der Seilbahnstationen und von hier aus gelangt man wiederum binnen weniger Minuten auf den Gipfel des Hügels. Und von hier aus habt ihr den absolut schönsten Blick auf das schnuckelige Bergamo. Rote Dächer und Türme, bunte Häuser, versteckte kleine Höfe und Gärten und die grüne umliegende Landschaft. Wirklich wunderschön und gleichzeitig strahlt dieser Ort eine ungemeine Ruhe aus, sodass es sich einen Moment so anfühlt, als wäre es eine Zeitreise in Tage ganz ohne Stress, Leistungs- oder Termindruck, an denen einfach nur das Hier und Jetzt zählt.
Falls es euch also mal in den Norden Italiens verschlägt, nutzt die Chance und verbringt mindestens ein paar Stunden im schönen Bergamo und lasst euch von seinem italienischen Flair verzaubern.