Auslandssemester in Mexiko – Maries Einblick
Hallo liebe Marie, wer bist du und was machst du?
Hallo ihr Lieben aus Mexico City. Ich mache gerade ein Auslandssemester in Mexiko an der UNAM, einer der größten Unis der Welt. Eigentlich studiere ich Geographie in Köln, aber lebe seit vier Monaten in Mexiko und studiere hier Nachhaltigkeitswissenschaften. Ansonsten ist das Reisen eine große Leidenschaft von mir und zusammen mit meinem Freund Chris schreibe ich auf Worldonabudget über unsere Erlebnisse. Ihr findet uns natürlich ebenfalls auf Facebook und Instagram.
Wie sah dein Start in den Tag heute morgen aus?
Ganz entspannt. Ich versuche meistens früh aufzustehen, um zum Sport zu gehen und Hausaufgaben zu machen. Die Universität in Mexiko ist recht verschult im Vergleich zu Deutschland und man hat ziemlich viele Verpflichtungen und Hausaufgaben. Das Schöne an meinem Auslandssemester ist, dass ich hier einen richtigen Alltag habe. Das ermöglicht mir nochmal ganz andere Seiten von Mexiko kennenzulernen. Danach war ich mit meinen Mitbewohnern in einem yukatekischen Restaurant frühstücken und später gehe ich in einen südlichen Stadtteil namens Mixquic zum Día de los Muertos.
Was hat dich nach Mexiko verschlagen?
Chris und ich waren vor 1 1⁄2 Jahren neun Monate in Lateinamerika unterwegs und Mexiko hat mich dabei direkt begeistert. Das Land ist so vielseitig und die Menschen sind so freundlich, sodass ich eigentlich direkt wusste, dass ich noch einmal für länger zurückkommen werde. Wir waren damals zwei Monate auf der Yucatan-Halbinsel unterwegs und dieses Mal wollte ich gerne eine der größten und für mich spannendsten Metropolen der Welt kennenlernen. Und das hat zum Glück geklappt.
Wie sahen deine Vorbereitungen aus?
Meine Vorbereitung bestand zum Großteil daraus, mich für das Auslandssemester zu bewerben. Das ist ziemlicher Papierkram, der schon recht früh eingereicht werden muss. Anfang des Jahres habe ich die Bewerbung abgegeben und lediglich zwei Monate vorher wurde mir Bescheid gegeben, dass es tatsächlich klappt. Ansonsten habe ich recht wenig im Voraus organisiert. Ich habe mein WG-Zimmer untervermietet und mir für die ersten Tage in Mexiko-Stadt ein Airbnb gesucht. Davor war ich noch ein paar Tage ganz entspannt auf der Isla Mujeres. Ich kann nur jedem raten, der plant ein Auslandssemester zu machen, sich rechtzeitig um alle Dokumente zu kümmern, aber sich auch nicht von der Bürokratie abschrecken zu lassen. Der Mehraufwand zahlt sich doppelt und dreifach aus!
Und deine ersten 24 Stunden vor Ort?
Tränenreich. Da Chris aufgrund seiner Arbeit nicht ein halbes Jahr nach Mexiko abdampfen kann, war ich am Anfang natürlich traurig, dass wir uns so lange nicht sehen und unglaublich nervös. Ich kam abends an und habe mich in mein Hostel in Cancún aufgemacht. Am nächsten Morgen ging es weiter auf die Isla Mujeres. Da ich schon einmal in Mexiko und auch in Cancún war, fühlte sich alles wie ein großes Wiedersehen an. Ich habe natürlich direkt ein paar Tacos verputzt und eine Michelada getrunken. Geschmäcker, die ich einfach mit Mexiko verbinde.
Wie riecht es in Mexiko?
Ziemlich lecker. Nein, ohne Quatsch. Hier kann man an jeder Straßenecke was zu Essen kaufen und alles ist echt günstig und richtig gut. Man riecht einen wilden Mix an Leckereien von süß bis salzig und fettig bis noch fettiger. Für mich ist Mexico City einfach ein Mekka für Foodies und es gibt so viel zu probieren, dass ich immer wieder Neues entdecken kann.
Was waren deine ersten Eindrücke und Erfahrungen?
Ich war so aufgeregt, da ich mir im Vorhinein natürlich total viele Gedanken gemacht habe. Neu war, dass ich eben länger an einem Ort bleibe und mir daher auch eine Wohnung organisieren muss und natürlich Freunde finden will. Doch meine ersten Eindrücke und Erfahrungen haben das bestätigt, was ich bereits von Mexiko gesehen hatte: Alle sind einfach unglaublich hilfsbereit. Von meinem ersten Uber-Fahrer, über meine Airbnb-Gastgeberin, alle haben dafür gesorgt, dass ich mich total willkommen gefühlt habe und meine Nervosität nicht die Überhand gewonnen hat.
Gab es Überraschungen?
Eine nicht so schöne Überraschung hatte ich bei meinem zweiten Flug von Cancún nach Mexiko City. Die Airline hatte mein Gepäck verloren. Natürlich nicht so schön, wenn alle deine Habseligkeiten für ein halbes Jahr verschwunden sind. In der ganzen Aufregung verstand ich kein Wort, wurde nicht verstanden und der Rucksack blieb unauffindbar, sodass ich schlussendlich nur mit meinem Handgepäck in meine Unterkunft fahren musste. Ein echter Schock. Zum Glück tauchten meine Sachen nach verzweifelten Anrufen bei der Hotline am nächsten Tag wieder auf.
Hat es lange gedauert bis du dich eingelebt hast? Fiel es leicht?
Ich war selbst überrascht, wie schnell sich meine anfänglichen Ängste aufgelöst haben. Ich hatte ein Airbnb für eine Woche und wollte von dort aus dann ein WG-Zimmer suchen. Und dies klappte eigentlich wie am Schnürchen. Bereits nach etwa vier Tagen fand ich meine WG und habe mich direkt heimisch gefühlt. Meine Mitbewohner sind beide Mexikaner und haben mich direkt herzlich integriert, zu allen Partys mitgenommen und mir natürlich allerlei Schimpfwörter beigebracht. Dadurch, dass ich bereits so ein tolles und passende Zuhause gefunden hatte, fiel es mir echt leicht mich einzuleben und zuhause zu fühlen. Auch an der Uni sind meine Kommilitonen so herzlich, interessiert und offen, dass ich kaum Zeit habe mich einsam zu fühlen.
Wie würdest du die Mexikaner beschreiben? Kannst du dich integrieren? Oder verbringst du mehr Zeit mit anderen Internationals?
Ich denke, dass ist bisher in fast jeder Frage durchgeklungen: Das, was Mexiko für mich so unfassbar toll macht, sind seine Menschen. Echt schwierig sich hier nicht zu integrieren. Die meisten sind sehr interessiert und offen und gastfreundlich, dass man eigentlich dauernd etwas zu tun hat. Ich mache sehr viel mit meinen Mitbewohnern und ab und an was mit meinen Kommilitonen. Auch mit Internationals mache ich oft was, das sind dann eher kleine Trips oder Tourisachen, die meine mexikanischen Freunde schon kennen. Natürlich ist es hilfreich, dass ich mittlerweile ganz gut Spanisch spreche und mich so auch leicht verständigen kann.
Welche Teile der Stadt oder des Landes würdest du zum Wohnen empfehlen und warum?
Ich wohne momentan in Mexico City und die Stadt kann ich voll und ganz empfehlen. Es ist einfach ein riesiger Dschungel und wahnsinnig vielseitig, sodass es einem auch in mehreren Monaten nicht langweilig wird. Eine verrückte Erfahrung in solch einer Megacity zu leben und mit den ganzen Menschenmassen klarzukommen. Insbesondere in den öffentlichen Verkehrsmitteln kann es ganz schön eng werden. Die Stadt ist zwar laut und viel zu voll, aber auch voller Leben, Kultur und Möglichkeiten. Ansonsten finde ich noch Mérida auf der Yucatan Halbinsel toll: Immer heiß, tolle Kolonialarchitektur und sehr sicher. Ein anderer Favorit wäre Guanajuato. Ebenfalls eine kleinere Kolonialstadt voller Kultur im Herzen des Landes.
Auch wenn diese Frage natürlich sehr individuell zu beantworten ist: Was ist das durchschnittliche Budget pro Monat? Was würdest du als Minimum empfehlen?
Das kommt ziemlich darauf an, wohin man geht. Mexiko City ist im Vergleich zu anderen Teilen des Landes etwas teurer. Dadurch, dass ich ziemlich viel reise, ausgehe und essen gehe, habe ich hier etwa ein Monatsbudget von +/- 900 €. Man kann aber auch deutlich günstiger in Mexiko leben. Außerdem kommt es stark darauf an, wo man wohnt. Mexiko ist ein ziemlich unausgeglichenes Land; es gibt Superreiche und viele ärmere Menschen. Ich wohne in einer recht schicken Gegend, wo die Mietpreise in etwa denen in Köln entsprechen. Bei der langen Reise von Chris und mir haben wir unsere Kosten ganz genau in dieser Kostenübersicht aufgeschrieben. Da kannst du dir ein ganz gutes Bild machen, wo sich in etwa das Preisniveau bewegt.
Was war dein bisher schönster Moment in Mexiko?
Schöne Momente hatte ich echt schon viele. Es sind für mich eher die Kleinigkeiten, die ich so richtig genieße. Wenn ich mit meinen Roomies stundenlang Kaffee trinke, quatsche und unsere Serie schaue oder sich mit meinen International Freundinnen schon solch eine enge Verbindung eingestellt hat, dass wir ganz ungehemmt über allen Quatsch reden können. Unglaublich schön war es auch, als Chris mich besuchen kam und wir einen traumhaften Urlaub auf der Isla Holbox und der Isla Mujeres verbracht haben. Zum Glück kommt er mich sogar ein zweites Mal hier in Mexiko City besuchen und ich kann ihn hier an meinem Leben teilhaben lassen.
Und der Schlechteste?
Obwohl Mexiko als gefährlich gilt, hatte ich bisher tatsächlich noch nie ein mulmiges Gefühl. Wirklich schlechte Erlebnisse hatte ich bisher nicht wirklich. Das Schlimmste war tatsächlich der verschwundene Rucksack.
Könntest du dir vorstellen für immer dort zu bleiben?
Schwere Frage! Für immer ist natürlich ein ziemlich starkes Wort (bzw. zwei Wörter : D ) und das kann ich mir nicht vorstellen. Dafür würde ich, so weit weg, meine Familie und Freunde zu sehr vermissen. Aber ich kann mir durchaus vorstellen, nochmal für längere Zeit zurückzukommen. Schon der Gedanke, dass sich mein Auslandssemester dem Ende neigt, macht mich etwas traurig. Wenn man sich so wohlfühlt und angekommen ist, dann vermisst man bei einer Rückkehr natürlich auch das Leben und die Menschen in Mexiko.
Hast du Insidertipps für uns?
In Mexiko City habe ich einen echt tollen Laden entdeckt, der Stücke von jungen mexikanischen Designern zu echt guten Preisen verkauft. Casa Salt heißt der Laden. Hier findet man sehr individuelle Souvenirs, coole Klamotten und Deko mit dem gewissen Etwas. Ein richtig toller Markt ist der Mercado Jamaika. Der ist erstmal riesig und auf Blumen spezialisiert. Solch eine Menge an bunten Blumen in allen Größen, Formen und Farben habe ich noch nie gesehen. Zum Ausgehen kann ich dir für elektronische Musik das Departamento empfehlen und für heiße Reggaeton-Nächte das Cabaretito in der Zona Rosa an einem Donnerstag. Das war mal ein kleiner Überblick, aber wenn ihr euch für was Spezielles interessiert, schreibt mir gerne. Ich könnte nämlich stundenlang über Mexiko quasseln.
Was würdest du jemandem sagen, der darüber nachdenkt ebenfalls nach Mexiko zu gehen?
Los geht’s! Hab keine Scheu und lass dich von der negativen Berichterstattung nicht abschrecken. Du wist mit der Gewalt und den Problemen, wenn du nicht gezielt danach suchst, kaum in Kontakt kommen. Und: Plane genug Zeit ein! Das Land ist einfach riesig und es gibt so viele schöne Orte zu sehen. Hier bekommt man tolle Natur und Kultur geboten und von Stränden zu schneebedeckten Vulkanen zu Maya und Aztekenruinen, magischen Dörfern und prachtvollen Kolonialstädten bis zu Wüsten und Dschungel ist alles dabei.
Und zu guter Letzt: Wenn du dein Auslandssemster in Mexiko in 3 Wörtern beschreiben müsstest, welche wären es?
Que chingón güey!
Chingón bzw. chingar ist eines der vielseitigsten Wörter Mexikos und beschreibt einfach die Lebenseinstellung so gut. Je nach Kontext kann es megacool oder scheiße bedeuten und noch so allerlei mehr. Es gibt sogar ein ganzes Wörterbuch zu diesem Begriff. So ambivalent und vielseitig ist auch Mexiko und das eigentlich immer mit einem Augenzwinkern. Und güey (etwa Alter) ist einfach so typisch für Mexiko-Stadt und wird gefühlt 10x pro Satz gebraucht. Dieser kleine Satz verpackt für mich das Lebensgefühl dieser Stadt perfekt. Ich kann dir nur empfehlen ihn auswendig zu lernen und ab und an bei deinem Mexikobesuch einzustreuen. Die Mexikaner werden dich dafür lieben!